Kanada und Deutschland im Vergleich – Wissenswertes

In den fünf Wochen, in denen ich jetzt in Kanada bin, sind mir einige Dinge aufgefallen, die hier anders sind, als in Deutschland.

1. Menschen und Miteinander Das Klischee, dass die Kanadier allgemein sehr freundlich sind, kann ich auf jeden Fall bestätigen. Auf der Straße wird man gegrüßt, wenn einem etwas herunterfällt, sind schnell Leute da um zu helfen, man bedankt und entschuldigt sich gerne und es ist okay auch dreimal nachzufragen, wenn einem etwas unklar ist. Zudem sind die Kanadier sehr tolerant. Vor allem in der Schule ist mir aufgefallen, dass Mobbing hier kein Thema zu sein scheint. An vielen Orten hängen Aufkleber und es gibt einige Veranstaltungen für Toleranz und so weiter. Zum Beispiel war am 23.02. der Pink Shirt Day zum Zeichen der Toleranz und gegen Mobbing (www.pinktshirtday.ca/). Ich bin auch immer wieder total überrascht, wie groß die Vielfalt an dieser Schule ist. Jeder kann hier so sein, wie er sein möchte. Das finde ich total schön, aber auch interessant. Neben den „üblich gekleideten“ Schülern, kommen einige Schüler im Rockerstyle, manche sind stark geschminkt, manchmal begegnen einem Schüler im Kostüm und andere kommen im Anzug, um nur einige Beispiele zu nennen. Und wenn man im Schlafanzug zur Schule kommt, stört das auch keinen.

2. Schulsystem Wenn ich mich entscheiden müsste, welches Schulsystem ich besser finde, könnte ich mich ehrlich gesagt gar nicht entscheiden. Auf jeden Fall ist das Lernen an deutschen Schulen viel akademischer und viel mehr auf Leistung getrimmt. Das würde ich gar nicht als schlecht bewerten, denn man lernt dabei viel mehr, als an kanadischen Schulen. An der Esquimalt High School gibt es dafür neben Math, Law, Psychology, Human Geography und Physics zum Beispiel auch Metalworking, Outdoor Education, Textiles, Cooking, Drama und Photography. Auch was die Wahl der Fächer angeht, gibt es im kanadischen Schulsystem mehr Freiheiten und das Angebot ist groß. Ich habe das Gefühl hierbei lernt man weniger für eine erfolgreiche Karriere im Beruf, sondern eher für das Leben. Vieles ist lockerer und man hat mehr Zeit den Stoff zu lernen. Zudem können die Lehrer mehr auf die einzelnen Schüler eingehen und das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist zum Teil freundschaftlicher.

3. Umgebung Die Natur in Kanada ist sehr vielfältig und unterscheidet sich in den verschiedenen Landesteilen sehr. Ich wohne mit meiner Gastfamilie ganz im Süd-Westen von Kanada, direkt am Ozean und horizontal gesehen auf der Höhe der USA. Ich finde es toll, die Abwechslung von Bergen und Strand zu haben. Zudem gibt es hier viel Wald, viele Seen und Flüsse. Auch das Klima in den verschiedenen Landesteilen unterscheidet sich. In den meisten Regionen Kanadas ist es bekanntermaßen sehr kalt. Hier ist das anders. Das Klima ist dem von Deutschland sehr ähnlich. Im Winter gibt es hier eher seltener Schnee und im Sommer kann es sehr heiß werden. Die Nachbarschaft in der wir leben ist typisch (nord-) amerikanisch. Die Häuser sind vor allem aus Holz und haben unterschiedliche Farben. Schön finde ich, dass Greater Victoria immer wieder von Waldstücken und Parks durchdrungen wird. Dadurch hat man den Eindruck der Natur immer nah zu sein.

4. Einkaufen Was ich interessant finde ist, dass die meisten Geschäfte in Kanada auch am Sonntag geöffnet sind. Das finde ich echt praktisch. Wenn man etwas kaufen möchte stehen allerdings manchmal keine Preise dran. Und wenn der Preis dran steht, dann ohne Berücksichtigung der Mehrwertsteuer. Die kommt noch dazu und beträgt 5% oder mehr. Gezahlt wird dann eigentlich ausschließlich mit der Karte und dem Handy. Mit Bargeld wird hier so gut wie gar nicht gezahlt. In machen Geschäften ist das auch gar nicht mehr möglich.

5. Haushalt Abgesehen von den Fenstern, Türen, Möbeln, Sanitärgeräten und so weiter, unterscheidet sich auch die Mülltrennung in Kanada zu der in Deutschland. Zudem bekommt man in der Regel seine Post nicht im Briefkasten am Haus, sondern an Sammelbriefkästen. Außerdem gibt es in Kanada ausschließlich Wechselstrom mit einer Spannung von 110 Volt / 60 Hz. Auch das Steckersystem unterscheidet sich mit dem von Deutschland. Was die Lebensmittel angeht, muss ich sagen, dass ich das deutsche Essen ein bisschen vermisse. Viele Produkte wie Brot gibt es hier nicht. Dafür gibt es hier Donuts, Pies, Pancakes mit Ahornsirup, Beavertails und Poutine. Außerdem ist hier in der Gegend auch Fisch wie Lachs sehr beliebt.

6. Verkehr In Deutschland sind Cabriolets, Sportwagen oder Coupés ein beliebtes Statussymbol. In Kanada sind es definitiv die Pickup-Trucks. Das heißt allerdings nicht, dass diese für die Wildnis genutzt werden. Sie dienen oft ausschließlich für den Personentransport. Fahrräder sieht man hier auf den Straßen eher seltener und Eisenbahnen gibt es hier in der Gegend nicht. Was die öffentlichen Verkehrsmittel angeht, gibt es hier in Victoria vor allem Busse. Viele von ihnen sind Doppeldeckerbusse. Wenn man aus dem Bus aussteigen möchte, drückt man dann keinen Knopf, sondern zieht an einer Leine. Steigt man aus, sagt man hier “Thank you.“. Eine schöne Angewohnheit, wie ich finde. Fähren sind allgemein in Kanada essentiell. Bei so vielen Seen und Flüssen die Kanada hat, sind die Fähren praktisch Verlängerungen und Verbindungen der Highways. Was das Fahren angeht, ist mir aufgefallen, dass hier viel entspannter gefahren wird als in Deutschland. Egal wie groß die Autos sind, es wird weniger gedrängelt. Höchstgeschwindigkeit ist bei 110 km/h. Und Verstöße gegen Verkehrsregeln kosten richtig was. Wenn man beispielsweise 10 km/h zu schnell fährt, ist man gerne mal 400 Dollar los. Außerdem haben die Kanadier die erstaunliche Disziplin, an Zebrastreifen und Stoppschildern zu halten. Apropos Stoppschilder, natürlich unterscheiden sich auch die Verkehrszeichen hier von denen in Deutschland. So sind die Ampeln für die Autos anders als in Deutschland auf der anderen Straßenseite und die Fußgängerampeln werden nicht grün, sondern weiß. Natürlich sind hier auch die Autokennzeichen anders. Von der Region abhängig, haben diese verschiedene Slogans aufgedruckt. Der Slogan von Alberta ist zum Beispiel “Wild Rose Country“ und der von British Columbia ist “Beautiful British Columbia“. Nicht zu vergessen ist natürlich auch, der charakteristisch gelbe Mittelstreifen.

4 Kommentare