Tofino

Hier in British Columbia haben wir momentan Springbreak. Meine Gasteltern wollten die Zeit nutzen und haben uns Gastschwestern Tofino gezeigt. Letzten Sonntag ging es los. Um pünktlich 9 Uhr saßen wir voller Vorfreude im Van, vor uns lagen 306 Kilometer.

Den ersten Zwischenstopp haben wir im Cabela’s, einem Outdoor-Sportgeschäft, gemacht. Das war sehr interessant, denn hier werden vor allem Dinge für die Jagd und das Leben nahe der Wildnis verkauft. Zwischen den diversen ausgestopften Tieren, wie Pumas, Elchen, Wölfen und Bären, Weißkopfseeadlern und Lachsen, die es hier in der Gegend gibt, merkt man, wie nah die Menschen hier der Natur sind.

Für eine weitere Pause, haben wir dann im MacMillan Provincial Park Halt gemacht. Zwischen den sehr dicken und bis zu 70 Meter hohen Bäumen haben wir uns ein bisschen die Füße vertreten. Hier ist es bei einem jährlich durchschnittlichen Niederschlag von 6.650 mm allgemein sehr feucht. Kein Wunder also, dass die mit Moosen und Flechten ummantelten Pflanzen, der Nebel, der matschige Boden und der moderige Duft auf den uralten Regenwald hinweisen.

Nach weiteren zwei Stunden Fahrt und einem Lunch an einem Hafen, haben wir einen letzten Stopp am Long Beach gemacht. Typisch für die Gegend, war der Himmel mit einer dichten Wolkendecke überzogen, es war sehr windig, nebelig, nass und kalt. Und genau das macht es so schön mysteriös.

Am späten Nachmittag sind wir dann am wunderschönen, in der Natur gelegenen Ferienhaus angekommen. Den Rest des Tages haben wir es uns gemütlich gemacht, „Gilmore Girls“ geschaut, Dinner gegessen und wir Gastschwestern haben, noch bis spät in die Nacht gequatscht.

Am nächsten Morgen sind meine Gastmutter, ihre Freundin und ich früh zum Cox Bay Beach und wieder zurück gejoggt. So wie es für die Gegend hier typisch ist, waren die Wellen sehr hoch und es waren einige Surfer unterwegs.

Den Vormittag sind wir den Long Beach entlang gewandert. Eigentlich war schlechtes Wetter angesagt, aber wie so oft hier war die Wettervorhersage falsch: Anders als am Tag zuvor war es richtig schön. Wir haben viele Muscheln und Krebshüllen gesammelt und gestrandete Quallen bestaunt.

Nach dem Mittagessen, waren wir am Nachmittag wieder im Regenwald und haben den Blick auf den Pazific, die Bucht und die Hügel vom Radar Hill bestaunt.

Abends waren wir wieder am Cox Bay Beach, um dort bei einer ausgelassenen Stimmung den Sonnenuntergang zu bestaunen.

Am zweiten Tag unserer Reise sind wir nach Tofino selbst gefahren: Der dem Pacific Rim National Parc am nächsten gelegene Küstenort ist mit seinen knapp 2.000 Einwohnern recht überschaubar. Dennoch gibt es hier alles, was man zum Glücklichsein braucht. Vor allem Souvenirshops, Cafés, Restaurants und kilometerlange wilde Sandstrände. Die Geschichte von Tofino ist übrigens sehr interessant. Der erste nachweisliche Kontakt zwischen den ansässigen First Nation Stamm und Europäern erfolgte im Rahmen einer Expedition durch den spanischen Kapitän Hernández. Ein weiterer Kontakt erfolgte vier Jahre später durch den englischen Entdecker James Cook. Bei einer Expedition 1792 durch die spanischen Marineoffiziere Alcalá-Galiano und Fernández Bazán war der Mathematiker und Marineoffizier Vicente Tofino de San Miguel (1732–1795) der Kartograph. Nach ihm wurde Tofino schließlich benannt. Im Jahr 1971 wurde die „Christie Indian Residential School“, die 1900 auf Meares Island gegründet worden war, nach Tofino verlegt. Kinder der First Nation mussten diese Schulen besuchen, um sie gemäß einer christlichen und europäischen Lebensweise umzuerziehen. 1983 wurde die Schule in Tofino als eine der letzten der Residential Schools in Kanada geschlossen. Heute lebt die Stadt vor allem vom Tourismus. Sie ist Anziehungspunkt für Camper, Surfer, Wanderer, „Storm Watcher“ und „Whale Watcher“. Zudem dient Tofino als beliebter Ort für den Dreh von Musikvideos und Kinofilmen (The Fog – Nebel des Grauens, Ein Jahr vogelfrei!, Alaska – die Spur des Polarbären, No Regrets von Gob, The Planet Smashers).

Am Nachmittag waren wir geocashen. Ich hatte das früher schon einmal gemacht, habe aber ganz vergessen, wie viel Spaß das macht. Vor allem hier scheinen die Geocashverstecker besonders kreativ gewesen zu sein. Wir mussten auf hohe Felsen klettern, in dunkle Höhlen kriechen und durch das Wasser waten.

Was ich hier außerdem sehr schön finde, ist, dass man im Dunkeln den Sternenhimmel sehr gut sehen kann, da die Lichtverschmutzung in dieser Gegend gering ist. Man sollte sich jedoch nachts nicht zu lange zu weit von der Zivilisation aufhalten, ansonsten kann man schon mal den ein oder anderen Bären, Puma oder Wolf treffen. Aber nicht nur nachts kann einem das passieren. Tagsüber hatten unsere Gasteltern immer Bärenspray dabei. Und als wir einmal im Auto saßen, hat unsere Gastmutter tatsächlich plötzlich zwei Pumas gesehen.

Am dritten Tag unserer Reise sind wir den bekannten Wild Pacific Trail in Ucluelet gewandert. Entlang des Weges sind immer wieder kleine Aussichtspunkte, so dass man von verschiedenen Perspektiven auf das Meer schauen kann. Besonders beeindruckend waren dabei die großen Wellen, wie sie in schäumender Wucht gegen die Felsen klatschen. Vorbei an einem Leuchtturm und verschiedenen Stränden und Felsen, durch den Wald mit interessanten Pflanzen, ging es hoch auf einen Hügel.

Sehenswert in Ucluelet ist aber nicht nur der Wild Pacific Trail. Was man über das Meer der Westküste Vancouver Islands wissen sollte, ist, dass es nicht nur die sehr hohen Wellen gibt. Auch unter Wasser findet so einiges statt. Toll sind natürlich die Orcas. Die Meeressäuger sind die größten Vertreter der Delfine. Ein männlicher Orca kann bis zu zehn Meter lang und bis zu 10 Tonnen schwer werden. Die intelligenten Tiere fühlen sich im Rudel am wohlsten und es ist sehr interessant, wie sie sich verhalten, zum Beispiel wie sie in der Familie jagen und untereinander kommunizieren. Hier leben aber auch noch viele andere Tiere wie Quallen, Korallen, kleine Fische und Seesterne. Diese haben wir im Aquarium von Ucluelet bestaunt. „All animals and plants here originally come from the ocean. We pick them up and take care of them. Some of them we put out again.“, erklärt mir ein Mitarbeiter stolz. Auch auf die Meeresverschmutzung durch Plastik und Mikroplastik weist das Aquarium hin. „Our Microplastic and Marine Debris initiative was one of the first projects in British Columbia to scientifically monitor microplastic pollution in coastal sediments.“, kann man auf der Website des Aquariums unter https://uclueletaquarium.org/ nachlesen. „Microplastics and Marine Debris have serious impacts on the marine environment.“ Die Mitarbeiter des Aquariums haben Recht. Plastik ist ein echtes Problem. Auch ich habe bei einem Strandspaziergang hier schon kleine Plasikteilchen entdeckt.

Am letzten Nachmittag sind wir Gastschwestern mit unserer Gastmutter und ihrer Freundin zum Mackenzie Beach gefahren. Wir hatten hier eine hübsche kleine Saunahütte gemietet. Es hat gut getan, einmal so richtig zu entspannen. Alle zehn Minuten bin ich dann in das eiskalte Meer gerannt. Nach zwei Stunden waren wir alle sehr müde, aber vor allem glücklich.

Am Abend haben wir nach dem Dinner alle zusammen Spiele gespielt. Das machen wir in unserer Gastfamilie sehr gerne und wir haben immer viel zu lachen.

Auf der Heimfahrt am nächsten Morgen haben wir noch einen kurzen Abstecher zu einem Wasserfall und einen Zwischenstopp an einem Markt gemacht. Es war dann schön wieder Zuhause zu sein.

3 Kommentare

  • Sophie

    Wow, das klingt echt spannend und die Bilder sind auch wunderschön. Freut mich zu sehen, dass du eine tolle Zeit hast! <3

  • Opa und Oma aus Koblenz

    Hallo Sophia,
    auch von uns danke für deine Berichte. Es ist immer eine große Freude
    und spannend von dir zu hören und zu sehen.
    Liebe Grüße auch an deine Gastfamilie und Mitbewohner
    von Oma und Opa

  • Oma Eva

    Danke Sophia für deine super Führung.Kannst immer toll alles erklären. Es ist schön das deine Gasteltern eine solche schöne Gegend euch zeigen.Der blaue Himmel sah aus als hättet ihr nachgeholfen sooo ein blau super.Dir noch eine schöne Zeit und Grüße an Deine Gasteltern und Gastschwestern.Liebe Grüße von Oma Eva und bleib gesund